Vor der Explosion - Das Sursock Museum in Beirut

Vor der Explosion - Das Sursock Museum in Beirut

Im März 2020 wurde das Sursock Museum in Beirut als virtueller Rundgang digitalisiert, um trotz Schließung durch Covid-19 weiterhin dem Publikum offen zu stehen. Diese Aufnahmen bekommen durch die große Beschädigung des Gebäudes aufgrund der Explosion im Beiruter Hafen nun eine weit größere Bedeutung als ursprünglich gedacht.

Oft wird bei der Archivierung von kunst- und kulturhistorischen Stücken auch über die Digitalisierung bzw. den "digitalen Zwilling" gesprochen und nachgedacht. Wie schnell und plötzlich dieser Zwilling gebraucht werden kann weil die Originale teilweise bzw. nahezu vollständig zerstört wurden, zeigt sich erneut im libanesischen Sursock Museum. Bei einer Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020, bei der über tausend Menschen ihr Leben verloren und unzählige mehr Verletzungen erlitten, wurden auch alle Gebäude in einem großen Radius beschädigt. Darunter auch das Sursock Museum, welches sich ca. 800m von dem Ort der Explosion entfernt befindet.

Dabei wurden nicht nur die Fensterscheiben komplett zerstört, sondern auch viele Türen, Decken und Wände schwer in Mitleidenschaft gezogen. Durch herumfliegende Trümmer bzw. herabstürzende Decken- und Lampenkonstruktionen wurden 40 der ausgestellten 130 Bilder teilweise schwer beschädigt. Darunter auch das nach Aussage des Museums wertvollste Gemälde der Sammlung, das Portrait von Nicolas Sursock, gemalt von Kees van Dongen (1930).

Die Digitalisierung im März 2020 wurde eigentlich durchgeführt, um weiterhin ausstellen und vermitteln zu können, trotz Covid-19 bedingter Schließung des Museums. Eine Veröffentlichung bzw. "virtuelle Eröffnung" des Rundgangs war für August geplant, doch die Ereignisse kamen dem zuvor. Nun werden die Aufnahmen eingesetzt, um den Originalzustand sowohl des Gebäudes, wie auch der einzelnen Ausstellungsstücke wiederherzustellen. Die Panoramen sind dafür von unschätzbarem Wert für die Restauratoren, da sie erstmalig lückenlos jedes Detail der Ausstellung und der Sammlungsstücke dokumentieren.

Für die Aufnahmen der Außenansicht und Innenräume wurde die Firma "Paravision Virtual Tour Solutions" beauftragt. Durch den Einsatz des vollautomatischen Aufnahmesystems piXplorer des Herstellers CLAUSS war es für den Ingenieur Walid Nohra möglich alle Panoramen innerhalb weniger Stunden zu erstellen, und dennoch den hohen qualitativen Anforderungen des Museums gerecht zu werden. Verwendet wurde eine Nikon z7 mit einem Objektiv des gleichen Herstellers mit 24mm Brennweite. Durch die Verwendung einer etwas größeren Brennweite als bei Panoramen üblich, bilden sich auch feinste Details und Strukturen in den Rundgängen deutlich ab.

Den vollständigen Bericht (in englischer Sprache) lesen Sie hier:
https://sursock.museum/content/blast-virtual-tour-sursock-museum

Zum virtuellen Rundgang gelangen Sie hier:
http://virtualtour.sursock.museum/

Einem Aufruf für Spenden für den Wiederaufbau des Museums können Sie unter diesem Link folgen:
https://sursock.museum/content/help-us-rebuild-sursock-museum